„Ich suche dunkle Hallen“

Mit dem TVE Barop ist Dortmund in den Top 20 der größten Basketballvereine in Deutschland und trägt zur Blüte des Sports in der Stadt bei. Doch die Hallensituation macht Klub und Kreis Sorgen.

Von Gerhard Vogelsang und Perta Nachtigäller

Was der Basketball in Dortmund braucht, um erfolgreich zu sein und noch besser neben der Mega-Sportart Fußball bestehen zu können, darüber sprachen wir mit dem Vorsitzenden des Basketballkreises Dortmund, Volker Berg, und Christian Podszuk, Jugendwart im Kreis und stellvertretender Abteilungsleiter Basketball beim TVE.

Volker Berg, ist es richtig, dass sich der Basketballkreis Dortmund einen neuen Vorsitzenden suchen muss?

Berg: Ja, das ist so. Im Mai höre ich auf. Ich bin ja 70 geworden im Oktober, und jetzt ist dann auch gut – obwohl die Finger vom Sport lassen will ich nicht. Und vielleicht werde ich wieder das machen, womit ich 1993 angefangen bin: Hallenausschuss.

Wichtiges Thema:

Berg: Allerdings. Ich könnte mir gut vorstellen, mich wieder um alles, was mit den Hallenbelegungen und Trainings- und Spielzeiten zu tun hat, zu kümmern. Wenn die Vereine das wollen, würde ich das weitermachen. Im Mai wird die Entscheidung fallen.

Die Hallenproblematik trifft jede Menge Vereine in Dortmund – mit Folgen. Da spielt Damen-Handball-Bundesligist Borussia Dortmund Europapokal im Hamm und Bundesliga in Herdecke…

Berg: Und das setzt sich durch alle Hallensportarten bin in den Jugendbereich fort. Was passiert denn, wenn in Aplerbeck die beiden großen Hallen demnächst zu sind? Die ganzen Kinder und Jugendlichen im Umkreis haben keine Möglichkeit mehr zu trainieren – und das auf längere Zeit.

Das heißt, die Vereine müssen auf Trainingszeiten verzichten?

Berg: Genau das heißt es. In welchem Umfang, das werden wir in Kürze wissen, wenn sich die Stadt und Vereine an einen Tisch gesetzt haben. Sicher ist nur, dass alle Trainingszeiten abgeben müssen: Volleyball, Handball und Basketball. Den TVE trifft das bisher noch nicht, weil er ja noch alle Hallen hat in Renninghausen und in Wischlingen. Er wird ebenso betroffen sein. Schon heute versteht vor dem Hintergrund dieser Entwicklung niemand, wie zum Beispiel eine Halle in Hörde schon 2016 geschlossen werden könnte und dort bis heute nichts passiert ist.

Podszuk: Richtig ist, das der TVE im Moment mit Trainingsmöglichkeiten gut aufgestellt ist, wir haben Zeiten in 13 Turn- und Sporthallen übers Stadtgebiet verteilt. Wir bescheiden uns aber auch jetzt schon. So sind wir bereits heute im Training in vielen kleinen Hallen – und die sind tatsächlich nicht mehr als eine Überbrückung. 2 Körbe für 15 oder 20 Leute im Training, das ist nicht viel. Und viele technische Übungen kann man in so einer kleinen Halle einfach nicht machen. Wenn jetzt wirklich noch signifikant Trainingszeiten zusammengestrichen werden sollten, dann stellt uns das schon vor Probleme.

Attraktiv macht so eine Trainingssituation einen Verein nicht gerade?

Podszuk: Exakt. Sowas schlägt irgendwann auch in eine 1. Mannschaft zurück, die ja im Fall TVE immerhin in der 2. Regionalliga spielt. Wir sind ja nicht in der Lage, Honorare für Spieler rauszuhauen, und wenn wir dann nicht mal mehr eine vernünftige Trainingssituation bieten können, dann fangen sie wahrscheinlich irgendwann an, mich auszulachen und wechseln nach Waltrop oder Hagen. Da schlägt dann die Hallensituation aufs sportliche Niveau durch. Und auch am anderen Ende des Spielerspektrums wirkt sich das aus. Wenn ich mit den Kindern einer U8-Mannschaft in einem Schuhkarton von Halle aufschlagen, die Tore im Feld stehen und direkt hinter dem Korb schon die Wand, dann erfordert das schon viel Kompromissfähigkeit und macht den Kontrast zur guten Ausstattung im Fußball überdeutlich.

Sind die Trainingsmöglichkeiten in Dortmund eigentlich voll ausgeschöpft?

Podszuk: Ich halte schon die Augen auf, wenn ich durch Dortmund fahre. Und nicht selten ist eine Halle zu Zeiten dunkel, in denen sie eigentlich wunderbar genutzt werden könnte. Die Zusammenarbeit mit dem Sport- und Freizeitbetrieben ist in solchen Fällen top. Wenn ich nach so einer Halle frage, gibt’s auch sofort eine Antwort. Und oft habe ich so neue Trainingsmöglichkeiten freigeschaufelt. Aber eigentlich würde ich mir wünschen, dass die Dinge umgekehrt wären. Dass nicht ich dunkele Hallen suchen  muss, sondern dass die Informationen darüber verlässlich und vollständig an die Freizeitbetriebe gehen würden. Und vielleicht sollten sich dabei auch die Schulen mehr in der Pflicht fühlen.

Im Jugendbereich ist der TVE besonders stark. Was lockt die Kinder? Sind es Vorbilder? Oder ist die Sportart an sich schon so cool?

Podszuk: Der Korb hat seinen Reiz. Und ja, wenn wir in die Schulen gehen und den Sport vorstellen, dann ist da nie einer, der sagt: “Das ist ja doof“. Richtig ist aber auch, dass gefühlt jeder, mit dem man ins Gespräch kommt, schon Fußball spielt. Trotzdem sprechen wir alle an, um auch die zu erreichen, die zunächst mal von sich aus nicht auf Basketball kommen würden.

Wer geht denn vom TVE in die Schulen?

Podszuk: Das sind Trainer von uns, die im Idealfall auch von sich aus den Kontakt zu den Schulen halten. Das ist wichtig, damit die Kinder schon in der Schule den kennenlernen, der sie im Verein trainiert und betreut. Das schafft eine Bindung.

Und die Rückkehr zum Abitur nach neun statt acht Jahren schafft doch sicher auch wieder Freiräume, die Kinder und Jugendliche mit Sport füllen können?

Podszuk: Aus meiner Sicht ist das eine ganz wichtige Veränderung für den Sport. Das wird dem Trainingsbetrieb deutlich helfen und auch vielen Mannschaften mehr Erfolg bringen. Und wer Erfolg hat, bleibt dem Sport auch länger treu.

Viele Vereine tun sich nicht gerade leicht, Trainer zu finden. Der TVE hat diese Sorgen nicht – wie kommt’s?

Podszuk: Mit 24 Team – davon 17 Jugendmannschaften – haben wir natürlich einen hohen Trainerbedarf. Aber wir kümmern uns auch früh. Sobald die Saison anfängt, spätestens wenn es auf Weihnachten zugeht, fangen wir mit den Vorbereitungen auf die kommende Saison an. Und wir kümmern uns um unsere Trainer. Wir lassen keinen einfach auf eine Mannschaft los. Jeder Trainer wird angeleitet, mit Material versorgt und kriegt ständig Rückmeldungen. Das macht vieles leichter.

458 Basketballer sind beim TVE aktiv. Damit ist der Verein auf Platz 19 bundesweit. Im Aktivenvergleich nur bei den Damen liegt der TVE sogar auf Platz 11. Ist das auch Verdienst der Trainer?

Podszuk: Absolut. Man muss aber auch sagen, das ist uns nicht in den Schoß gefallen, sondern wir haben sehr hart dafür gearbeitet. Und wenn die Zahlen vom DBB vorliegen und wir haben so abgeschnitten, wie wir das aktuell tun, dann ist das schon eine Riesenbestätigung.

Wenn Sie für Ihre Sportart in Dortmund eine Vision entwickeln dürften, wie sähe die aus?

Podszuk: Dann gäbe es die schon lange versprochene Ballsporthalle am U, und die erste Mannschaft des TVE Barop wäre Bundesligist.

Berg: (lacht) Ja, man wird wohl noch träumen dürfen.

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